Elternsein ist oft wie eine emotionale Achterbahnfahrt. Von tiefer Liebe und Freude bis zur krassesten Frustration, Wut und Erschöpfung erleben wir alles – und manchmal alles innerhalb von 30 Minuten! Viele Eltern stellen sich die Frage:
Sollte ich meinen Kindern wirklich alle meine Gefühle zeigen?
Die Antwort darauf scheint zunächst einfach: Ja, schließlich wollen wir authentisch sein und unseren Kindern vorleben, dass auch schwierige Emotionen zum Leben gehören. Aber was bedeutet das eigentlich genau? Und wie können wir dabei sicherstellen, dass unsere authentischen Reaktionen die Entwicklung unserer Kinder fördern und nicht belasten?
Gefühle zeigen: Eine gesunde Balance finden
Es klingt erstmal so logisch und sinnvoll: Kinder sollen wissen, dass ihre Eltern auch Menschen mit Gefühlen sind. Viele Eltern rechtfertigen damit impulsive Reaktionen wie Wutausbrüche, lautes Anschreien oder das Zuschlagen von Türen. Oft hört man dann Sätze wie:"Ich bin halt auch nur ein Mensch!" oder "Meine Kinder müssen doch lernen, dass es normal ist, wütend zu sein."
Natürlich ist es wichtig, Kindern zu vermitteln, dass alle Emotionen – von Freude bis Wut – ihren Platz haben und keine Emotion "schlecht" ist. Aber: Authentizität bedeutet nicht, den Gefühlen ungefiltert freien Lauf zu lassen. Warum? Weil Kinder – vor allem kleine Kinder – unsere Reaktionen anders erleben als Erwachsene.
Ein Beispiel: Wenn wir laut schreien oder eine Tür zuknallen, kann das für uns wie ein Ventil wirken. Für ein Kind ist das jedoch häufig ein Schockmoment. Es fühlt sich erschüttert und nicht selten auch unsicher. Kinder brauchen stabile und regulierende Erwachsene, die ihnen Sicherheit vermitteln – vor allem in stürmischen Momenten.
Was Kinder aus unseren Emotionen lernen
Kinder sind wie Schwämme: Sie nehmen nicht nur unsere Worte, sondern auch unsere Handlungen, Stimmungen und Muster auf.
Zeigen wir ihnen immer wieder unregulierte Reaktionen, können sie lernen:"Wenn ich wütend bin, darf ich laut schreien und Türen knallen."
Das bedeutet nicht, dass wir als Eltern perfekt sein müssen. Im Gegenteil: Es ist sogar sehr heilsam, wenn Kinder erleben, dass auch wir Fehler machen – und diese anschließend gemeinsam mit den Kindern verständlich reflektieren. Entscheidend ist jedoch, wie wir grundsätzlich mit unseren Emotionen umgehen und was wir unseren Kindern damit vorleben.
Der Unterschied zwischen Authentizität und unkontrollierten Ausbrüchen
Es gibt einen klaren Unterschied zwischen dem authentischen Zeigen von Gefühlen und impulsivem Handeln. Authentisch zu sein bedeutet:
Benennen und Vorleben von Emotionen: „Ich bin gerade richtig wütend, weil etwas nicht geklappt hat.“
Den Kindern zeigen, wie wir mit schwierigen Gefühlen umgehen: „Ich atme jetzt mal tief durch, um mich zu beruhigen.“
Impulsive Ausbrüche hingegen sind oft unreguliert und können für Kinder belastend sein. Sie nehmen nicht nur die Emotion wahr, sondern auch die Intensität und die Unberechenbarkeit. Das kann Ängste auslösen oder dazu führen, dass Kinder sich für die Gefühle der Eltern verantwortlich fühlen.
Warum es so wichtig ist, unsere eigenen Emotionen zu regulieren
Wenn wir selbst reguliert sind, geben wir unseren Kindern ein wertvolles Werkzeug mit: Sie lernen durch unser Vorbild, dass Emotionen zwar intensiv sein können, aber nicht außer Kontrolle geraten müssen. Sie erleben, dass es Möglichkeiten gibt, um mit Frustration, Wut oder Überforderung umzugehen.
Das bedeutet nicht, dass wir unsere Gefühle unterdrücken oder uns verstellen sollen. Es geht vielmehr darum, in schwierigen Momenten innezuhalten, in uns hineinzuspüren und zu entscheiden, wie wir reagieren möchten. Das ist oft leichter gesagt als getan, vor allem in stressigen Alltagssituationen. Aber die gute Nachricht ist: Wie bei allem im Leben können wir auch den Umgang mit unseren Gefühlen üben – und besser werden.
Was tun, wenn wir doch mal „explodieren“?
Niemand ist perfekt, und es wird immer wieder Momente geben, in denen wir die Kontrolle verlieren. Das ist menschlich. Entscheidend ist, was wir danach tun:
Reflektieren und Verantwortung übernehmen: Erkläre deinem Kind in einfachen Worten, was passiert ist. Zum Beispiel: „Es tut mir leid, dass ich so laut geworden bin. Ich war sehr wütend, aber das war nicht in Ordnung.“
Gefühle und Verhalten trennen: Kinder verstehen besser, dass Wut oder Frustration okay sind, das Schreien aber nicht.
Zusammen Lösungen finden: Sprich mit deinem Kind darüber, was ihr das nächste Mal anders machen könnt.
Diese Momente der Reflexion sind unglaublich wertvoll. Sie zeigen deinem Kind, dass Fehler menschlich sind und dass wir immer wieder die Chance haben, es besser zu machen.
Warum „authentisch sein“ nicht bedeutet, den Kindern alles zuzumuten
Ein häufiger Irrglaube ist, dass Kinder „alles aushalten“ können, solange es authentisch ist. Aber: Kinder sind noch in der Entwicklung. Ihr Gehirn – insbesondere der präfrontale Cortex, der für die Emotionsregulation zuständig ist – ist noch nicht vollständig ausgereift. Sie brauchen uns als regulierende Bezugspersonen, um mit intensiven Gefühlen umgehen zu lernen.
Das heißt: Unsere Authentizität sollte immer mit einem Bewusstsein für die Bedürfnisse und die Belastbarkeit unserer Kinder einhergehen. Wir dürfen authentisch sein – aber wir sind auch die Erwachsenen in der Beziehung, die Verantwortung übernehmen.
Friedvoller Umgang mit Gefühlen: Ein Gewinn für die ganze Familie
Eltern, die lernen, ihre eigenen Gefühle zu regulieren und bewusst mit ihren Reaktionen umzugehen, berichten oft von tiefen Veränderungen in der Beziehung zu ihren Kindern. Konflikte werden weniger dramatisch, und die Verbindung zueinander wird stärker. Und: Kinder, die diesen Umgang mit Gefühlen erleben, entwickeln oft selbst eine größere emotionale Resilienz und Empathie.
Abschlussgedanken
Eltern zu sein bedeutet, immer wieder dazuzulernen und alte Muster zu hinterfragen. Wenn du dich auf den Weg machst, friedvoller mit deinen eigenen Gefühlen umzugehen, tust du nicht nur dir selbst etwas Gutes, sondern auch deinen Kindern. Du brichst den Kreislauf aus unreflektierten Reaktionen und hilfst deiner Familie, in einem sicheren, liebevollen und authentischen Umfeld aufzuwachsen.
Denn ja: Unsere Kinder dürfen erleben, dass wir echte Menschen mit echten Gefühlen sind. Aber vor allem dürfen sie erleben, dass wir diese Gefühle auf eine Weise zeigen, die für sie sicher und liebevoll ist.
Du möchtest wissen, wie auch du gesünder mit deinen großen Gefühlen im Familienalltag umgehen kannst?
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Her mit dem schönen Leben!
Deine Eva
*Heilpädagogische Praxis für Traumaintegration und Potenzialentfaltung
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