In unserer schnelllebigen Welt kann es schnell passieren, dass viele von uns mit verschiedenen Ausprägungen von Stress zu tun haben.
Es entwickeln sich schnell Dynamiken, die dazu führen, dass wir von einer Verpflichtung zur nächsten hüpfen, sind rund um die Uhr erreichbar und nehmen uns oft nicht die Zeit, auf uns selbst und unsere Bedürfnisse zu hören.
Dabei spielt unser Nervensystem eine entscheidende Rolle: Es reagiert auf Stress, reguliert unser Wohlbefinden und hilft uns dabei, ein Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Doch was passiert, wenn unser Nervensystem aus der Balance gerät? Und wie kann achtsame, wohltuende Bewegung dabei helfen, diese Balance wiederherzustellen – sowohl in akuten Stressmomenten als auch prophylaktisch?
Lass uns gemeinsam einen Blick darauf werfen, warum Bewegung für das Nervensystem so wichtig ist, insbesondere wenn wir uns überhalb oder unterhalb des sogenannten "Stresstoleranzfensters" befinden.
Was ist das Stresstoleranzfenster?
Das Stresstoleranzfenster, auch als „Window of Tolerance“ bekannt, ist ein Begriff aus der Traumaforschung und beschreibt den Bereich, in dem wir uns psychisch und physisch wohlfühlen und flexibel auf Herausforderungen reagieren können. Innerhalb dieses Fensters sind wir emotional stabil, konzentriert und in der Lage, auf Stress angemessen zu reagieren.
Befinden wir uns jedoch überhalb oder unterhalb dieses Fensters, verlieren wir diese Flexibilität:
- Übererregung (Hyperarousal): Wir sind im „Kampf- oder Fluchtmodus“ gefangen, das Nervensystem ist hochaktiviert. Dies äußert sich in Symptomen wie innerer Unruhe, erhöhter Herzfrequenz, Muskelverspannungen und Gefühlen von Überforderung oder Panik.
- Untererregung (Hypoarousal): Das Nervensystem fährt herunter, und wir fühlen uns wie „erstarrt“ oder „abgeschaltet“. Symptome können Apathie, Gefühllosigkeit, Konzentrationsprobleme oder ein Gefühl von Taubheit sein.
Durch achtsame Bewegung können wir unser Nervensystem auf sanfte Weise dabei unterstützen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Sie kann uns sowohl aus einem Zustand der Übererregung in eine ruhigere, balancierte Verfassung bringen, als auch aus einer Untererregung wieder „in Bewegung“ kommen lassen.
Warum Bewegung hilft, wenn wir oberhalb des Stresstoleranzfensters sind (Übererregung)
Wenn wir uns in einem Zustand der Übererregung befinden, ist unser sympathisches Nervensystem aktiv: Der Körper bereitet sich darauf vor, gegen eine Bedrohung zu kämpfen oder vor ihr zu flüchten. Diese Aktivierung führt dazu, dass Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden und wir uns angespannt oder rastlos fühlen.
Hier kann achtsame Bewegung eine wichtige Rolle spielen. Durch sanfte, bewusste Bewegung wie Schütteln, Strecken oder Dehnen kann das Nervensystem die übermäßige Anspannung loslassen und in eine ruhigere Verfassung gelangen. Indem wir uns auf die Bewegungen konzentrieren und bewusst in die Entspannung hineingehen, signalisieren wir dem Gehirn, dass keine akute Gefahr besteht und es sicher ist, die Stressreaktion zu beenden.
Beispiele für achtsame Bewegungen bei Übererregung:
- Schütteln und Lockern: Diese Bewegung hilft, überschüssige Energie loszuwerden und Spannungen im Körper zu reduzieren. Die Muskeln werden gelockert, und die Atmung kann sich vertiefen.
- Dehnen und Strecken: Durch das sanfte Dehnen lösen wir muskuläre Anspannungen, die im Zustand der Übererregung häufig auftreten.
- Bodyscan in Bewegung: Wir nehmen den Körper bewusst wahr und spüren, wo noch Anspannung herrscht. Das fördert das Körperbewusstsein und hilft, den Geist zu beruhigen.
Diese Bewegungen erlauben es dem Nervensystem, sich zu regulieren und aus der Übererregung heraus wieder in das Stresstoleranzfenster zurückzufinden.
Warum Bewegung wichtig ist, wenn wir unterhalb des Stresstoleranzfensters sind (Untererregung)
Bei Untererregung – oder auch Hypoarousal – ist das Nervensystem stark heruntergefahren, was oft das Resultat einer chronischen Überforderung ist. Der Körper reagiert auf anhaltenden Stress, indem er in eine Art „Schutzmodus“ übergeht. Dies kann mit einem Gefühl der Gefühllosigkeit, Taubheit oder einem „Einfrieren“ des Körpers einhergehen.
In diesem Zustand hilft Bewegung dabei, das Nervensystem sanft zu aktivieren und aus dem Zustand der Starre herauszukommen. Durch achtsame, aber etwas dynamischere Bewegungen können wir das parasympathische Nervensystem anregen und die Verbindung zu unserem Körper und unseren Gefühlen wiederherstellen. Hierbei ist es wichtig, langsam anzufangen und auf die Bedürfnisse des Körpers zu hören.
Beispiele für achtsame Bewegungen bei Untererregung:
- Sanfte Schüttelbewegungen: Sie helfen, die Energie im Körper wieder anzukurbeln und ein Gefühl von Lebendigkeit zu erzeugen.
- Bewegung aus den Füßen heraus: Kleine Schritte oder sanftes Wippen lassen uns die Verbindung zum Boden spüren und geben uns ein Gefühl von Stabilität und Erdung.
- Kreative Bewegungen: Tanzen, intuitives Schwingen oder Kreisen können helfen, wieder Freude an Bewegung zu finden und das Wohlgefühl zu steigern.
Diese Bewegungen unterstützen das Nervensystem dabei, aus dem Zustand der Untererregung herauszukommen und in ein aktiveres, wacheres Bewusstsein zurückzukehren.
Prophylaktische Wirkung: Warum regelmäßige Bewegung das Nervensystem stärkt
Natürlich ist es ideal, wenn wir nicht nur in akuten Stressmomenten auf Bewegung zurückgreifen, sondern sie regelmäßig in unseren Alltag integrieren. Durch prophylaktische Bewegung fördern wir die Resilienz unseres Nervensystems und vergrößern unser Stresstoleranzfenster.
Hier einige Vorteile regelmäßiger Bewegung für das Nervensystem:
1. Stärkung der emotionalen Resilienz: Regelmäßige Bewegung hilft dabei, die emotionale Stabilität zu fördern. Sie baut Stresshormone ab und sorgt für die Ausschüttung von Wohlfühlhormonen wie Endorphinen und Serotonin.
2. Verbesserte Selbstregulation: Je öfter wir bewusst in Bewegung gehen, desto besser lernt das Nervensystem, auf Stress und Anspannung zu reagieren. Dies führt zu einer verbesserten Selbstregulationsfähigkeit.
3. Verbesserung des Körperbewusstseins: Durch Bewegung lernen wir, unseren Körper besser wahrzunehmen und Signale wie Verspannungen oder Unruhe frühzeitig zu erkennen. Dadurch sind wir in der Lage, schneller zu reagieren, bevor der Stress eskaliert.
Praktische Tipps: Achtsame Bewegung in den Alltag integrieren
Achtsame Bewegung muss nicht kompliziert oder zeitaufwändig sein. Hier sind einige einfache Ideen, wie du Bewegung in deinen Alltag integrieren kannst:
- Morgenritual: Starte den Tag mit einer kurzen Stretching- oder Schüttelroutine, um den Kreislauf anzuregen und dich zu erden.
- Bewegungspausen am Arbeitsplatz: Nimm dir zwischendurch 5 Minuten Zeit für eine kurze Schüttel- oder Dehneinheit. Es hilft, die Konzentration zu steigern und Stress abzubauen.
- Tanzen für mehr Lebensfreude: Nutze Musik und tanze intuitiv, um dich lebendig zu fühlen und
Freude zu empfinden.
- Abendliches Körper-Check-in: Schließe den Tag mit einem kurzen Bodyscan ab, um Verspannungen zu lösen und Ruhe zu finden.
Achtsame Bewegung ist ein wertvolles Werkzeug, um das Nervensystem zu regulieren – sowohl in stressigen Momenten als auch prophylaktisch. Egal, ob wir uns überhalb oder unterhalb unseres Stresstoleranzfensters befinden, Bewegung kann uns dabei helfen, zurück ins Gleichgewicht zu finden und die Verbindung zu unserem Körper zu stärken.
Nutze Bewegung, um deinen Alltag zu bereichern und deinem Nervensystem die Pflege zu geben, die es braucht. Du wirst überrascht sein, wie viel wohler du dich fühlen kannst, wenn du regelmäßig sanfte, achtsame Bewegungen in deinen Tag einbaust.
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Deine Eva
*Heilpädagogische Praxis für Traumaintegration und Potenzialentfaltung*
Als Trauma- & Heilpädagogin und Coach für neurosystemische Integration unterstütze ich Menschen seit 2002 auf ihrem Weg zu mehr Lebensfreude und Leichtigkeit.
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